Kehlsteinhaus auf dem Obersalzberg
Gewappnet für die Moderne
Das auf dem Kehlstein liegende Teehaus musste dem immer stärker werdenden Andrang von Tagesbesuchern Rechnung tragen und wurde daher mittlels Ein- und Umbauten den aktuellen Anforderungen angepasst. Ein behutsamer Umgang mit dem Bestand war notwendig, da das Gebäude als Einzeldenkmal in die Denkmalliste aufgenommen wurde und ein Zeitzeugnis der NS-Zeit darstellt. Im Zuge der Sanierungsmaßnahmen wurden Einbauten, wie z.B. ein Windfang und raumtrennende Maßnahmen umgesetzt. Darüber hinaus wurde für die in den 1940er Jahre offen gebaute Loggia, die in den 50er Jahren mittels Metallprofilfenster geschlossen wurde, eine spezielle Ganzglaskonstruktion entwickelt und umgesetzt. Im weiteren wurden die Natursteinfassade saniert und die 45 Jahre alte Lärchenholzschindeldeckung erneuert.
Da sich das von bis zu 2.500 Gästen täglich besuchte Teehaus am Gipfel des Obersalzbergs befindet, musste ein Brandschutzkonzept umgesetzt werden, das den örtlichen Problemen Rechnung trägt: das Gebäude ist nur zu Fuß oder mittels Aufzug zu erreichen. Die in den 1940er Jahren geplante Be- und Entlüftung konnte laut den Anforderungen des Brandschutzkonzeptes nicht mehr in dieser Art verwendet werden, weshalb durch etliche, nicht sichtbare Eingriffe ein Betrieb in den Sommermonaten und das Trockenhalten in den Wintermonaten, ohne Strom und Kontrolle ermöglicht wurde. Die exponierte Lage wiederum führt zu starken Wind- und Wettereinflüssen. Der einzige Zugang befindet sich 120 Meter unterhalb des Kehlsteinhauses: der Besucher betritt einen 120 Meter langen, in den Berg führenden Tunnel, um anschließend mit einem Aufzug die 120 Höhenmeter zu übewinden. Die gesamten Umbau- und Sanierungsmaßnahmen erfolgten während des regulären Betriebs unter besonderer Berücksichtigung der exponierten Lage, wodurch ein hohes Maß an logistischem und personellem Einsatz erforderlich war.
Der Besucher betritt 120 Meter unterhalb des Kehlsteinhauses einen Tunnel, der ihn zum Dom vor der Abfahrtsstation des Aufzuges bringt. Im Teehaus angekommen, werden die beiden Besucherströme, die ankommenden und die das Gebäude verlassenden Touristen, durch filigrane Einbauten getrennt. Die Windfangkonstruktion wurde aus vier freistehenden, eliptischen Eichenholzstehern und einer in den Putz eingelassenen Verglasung erzeugt. Ein ähnliches Prinzip wurde bei den anderen Einbauten angewendet. Die Loggiaverglasung stand hingegen vor speziellen Problemen, wie z.B., dass bei Föhnstürmen der 8-fache Winddruck auftritt, und dass sich das Gebäude direkt an einer Felskante befindet. Es wurde eine Ganzglasverglasung mit vier innenliegenden Glasschwertern entwicketl. Jede Glasscheibe ist frei gelagert und nur über vorgefertigte Silikonfugen dicht verbunden. Jede Glassscheibe weist eine individuelle Größe auf und muss im Fall einer Beschädigung von außen auswechselbar sein.